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Interview mit Jean-Félix Savary

Generalsekretär von Groupement romand d'etudes des addictions

Welche Rolle spielt GREA in der Nationalen Strategie Sucht?

GREA ist das wichtigste Westschweizer Fachnetzwerk im Suchtbereich. Als solches trägt es direkt zur Vermittlung der Bundespolitik in den Regionen und vor Ort bei und meldet Informationen an die Bundesverwaltung zurück. Insbesondere fördern wir die Ideen der Strategie Sucht in verschiedenen verwandten Bereichen, die direkt von dieser Problematik betroffen sind, wie Sicherheit, Behinderung, öffentlicher Raum und Bildung. Schliesslich fungiert GREA als Bindeglied zwischen der gemeinschaftlichen, der kommunalen, der kantonalen und der interkantonalen Ebene.

Was ist bei der Umsetzung der Nationalen Strategie Sucht bisher erreicht worden?

Die in der Strategie enthaltenen Ideen brauchen Zeit, um Teil der Suchtpolitik zu werden, wofür hauptsächlich die Kantone zuständig sind. In der Praxis machen die in der Strategie enthaltenen, sehr ambitiösen Ideen jedoch Fortschritte. Vision und Richtung beginnen sich im Referenzsystem der Akteure zu verankern. Sie debattieren den bereichsübergreifenden Ansatz der Suchtbekämpfung nicht mehr und anerkennen die wichtige Rolle, welche die Nutzerinnen und Nutzer bei den sie betreffenden Entscheidungen spielen.

Was wünschen Sie sich für den zweiten Teil der Strategieumsetzung?

Der Bund spielt eine absolut zentrale Rolle in der Suchtpolitik. Trotz der manchmal begrenzten Mittel ist es wichtig, dass er eine starke Führungsrolle übernimmt, um eine gewisse Kohärenz im ganzen Land zu gewährleisten. Vor Ort zeigt sich, dass grosse Fortschritte dann erzielt werden, wenn der Bund Verantwortung übernimmt und Mittel zur Verfügung stellt. Die erfolgreichsten Innovationen entstehen, wenn eine starke Allianz zwischen den Akteuren vor Ort und der Bundesverwaltung geschaffen wird. Das gilt auch für die Forschung. Durch die moralische Natur dieser Fragen ist es unerlässlich, dass ein Akteur da ist, der über den Dingen stehen kann.

GREA begrüsst den bereichsübergreifenden Ansatz der Suchtbekämpfung. Dieser darf jedoch die spezifischen Bedürfnisse in bestimmten Bereichen nicht verschleiern. Im Bereich der illegalen Drogen stellen wir leider immer noch grosse regionale Unterschiede beim Leistungszugang fest. Die Behandlung mit Diacetylmorphin beispielsweise ist in vier Westschweizer Kantonen immer noch nicht verfügbar, was im Widerspruch zu unserer Verfassung steht. Diese garantiert nämlich den gleichberechtigten Zugang zur Gesundheitsversorgung im ganzen Land. Die Förderung der Schadensminderung in bestimmten Bereichen wie Tabakkonsum oder Geldspiel ist nach wie vor unzureichend.

Was sind die kommenden Herausforderungen?

Die grösste Herausforderung für die Zukunft wird sein, die Spezifität der Suchtpolitik zu bewahren. Es gilt der hier und da beobachteten Versuchung zu widerstehen, die Suchtfragen mit der Problematik der nichtübertragbaren Krankheiten zu verschmelzen. Die heutigen Mechanismen zur Finanzierung von Leistungen bergen in dieser Hinsicht grosse Risiken und drohen, die Fortschritte der 1990-er Jahre, die der Schweiz internationales Ansehen einbrachten, zunichte zu machen.

Diese beiden Problembereiche haben zusammen einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit, funktionieren aber völlig unterschiedlich, und das aus sehr guten Gründen. Bei der Sucht geht es auch um Sicherheit, Menschenrechte, Sozialpolitik, Bildung und Städtepolitik. Es ist die richtige Handhabung dieser Schnittstellen, welche die Suchtpolitik im Geiste des demokratischen Dialogs und der Achtung der Menschenrechte vorantreibt.

Kontakt

Abteilung Prävention nichtübertragbarer Krankheiten

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